23.12.2024
Die deutsche Gesellschaft steht unter erheblichem Stress. Ganz ähnlich sieht es in vielen anderen westlichen Demokratien aus. Die Spannungen und Zerrissenheit erschweren inzwischen immer häufiger eine Regierungsbildung. Wie konnte es so weit kommen?
Gesellschaften werden insbesondere durch drei Dinge zusammengehalten: 1. Gemeinsamkeiten, 2. Gesetze (geschriebene und ungeschriebene), 3. Vertrauen. In einer diversen und fragmentierten Gesellschaft mangelt es an Gemeinsamkeiten und an ungeschriebenen Gesetzen. Diese ehemals bestehenden Leitplanken für das gesellschaftliche Zusammenleben wurden unbedarft eingerissen, ohne neue Leitplanken bereitzustellen. Zudem wurden die geschriebenen Gesetze allzu oft verletzt, sodass es letztlich zum Vertrauensverlust in der Bevölkerung kam.
Schon Adam Smith betonte, dass es mehrere Kräfte gibt, die das Selbstinteresse des Menschen in solche Bahnen lenken, die auch dem Gemeinwohl dienen: 1. Mitgefühl, 2. Ethische Normen, 3. Darauf beruhende Gesetze, 4. Wettbewerb.
Man mag den aktuellen Zustand der Gesellschaft bedauern. Überraschen darf er nicht. Die Leitplanken der einstmals funktionierenden Gesellschaft wurden von progressiven Kreisen als zu spießig und nicht mehr zeitgemäß belächelt. Doch sie sind Antworten schuldig geblieben, wie eine Gesellschaft ohne umfassende Gemeinsamkeiten, ohne gemeinsame Werte und ohne Vertrauen funktionieren soll. Vielmehr spiegelt sich die Fragmentierung der Gesellschaft nun in einer fragmentierten Parteienlandschaft wider – mit allen Gefahren für politische Kultur und politische Stabilität.